Lyrik & Musik

JOSEFINE RIEKS: Der Naturbursche


WORTE WEST: Literatur in der Milchsackfabrik

Deutschland im Herbst 2001, zwischen Big Brother und Harald Schmidt Show. Andreas Martin von Hohenstein, angesagter Popliterat der 90er Jahre, verpasst – von Trennungsschmerz und einer Schreibblockade geplagt – die Anschläge vom 11. September.

Er gibt das Koksen auf, zieht von Berlin aufs Land in das Haus seiner verstorbenen Eltern und begibt sich auf einen naturromantischen Selbstfindungstrip. Der findet seine Erfüllung in der homoerotisch aufgeladenen Freundschaft mit dem charismatischen Heilpraktiker Christian. Von Hohenstein entdeckt das Wahre, Schöne und Gute – und will der Ironie endgültig abschwören.

Mit Der Naturbursche legt Josefine Rieks einen gnadenlosen Roman vor: Mit feinem Spott seziert sie ihre schriftstellerische Vorgängergeneration, sie fühlt sich ihr verpflichtet und kann ihr doch nicht mehr ganz vertrauen – ein poetologisches Spiel, das auf abgründige Weise die Frage nach der richtigen Literatur zwischen popliterarischem Erbe und Autofiktion stellt.

»Über den Ausgang des letzten und den Anbruch dieses Jahrtausends hat Josefine Rieks mit ›Der Naturbursche‹ nun Beachtliches vorgelegt. [...] Rieks zerfleischt die erst spät, aber dann mit aller Wucht in Deutschland einschlagende Popliteratur und ihre postmodernen Folgeprojekte.« – Ken Merten, Unsere Zeit

Josefine Rieks (*1988) studierte Philosophie in Berlin und Bonn. 2018 veröffentlichte sie den Science Fiction-Roman Serverland, der 2019 in spanischer Übersetzung erschien und 2022 am Theater Landungsbrücken in Frankfurt am Main uraufgeführt wurde. Zusammen mit Hannes Wesendonk schrieb und produzierte sie die No-Budget-Filme U3000 – Tod einer Indieband (2018) und Erster Berliner Kunstverein e.V. (2021). Sie lebt in Wien.

-
Eine Veranstaltung im Rahmen von WORTE WEST - Literatur in der Milchsackfabrik.

Gefördert vom Deutschen Literaturfonds mit Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien im Rahmen von Neustart Kultur.
_

Es scheint, als hätte das Wort anscheinend zwei verschiedene Plurale: Wörter und Worte. Beide mit völlig unterschiedlicher Bedeutung.: Wörter bestehen aus Buchstaben, Worte bestehen aus Gedanken. Deswegen sprechen wir ja auch von Wörterbüchern, geben Ehrenworte und Stichwörter und legen Worte, aber mit Sicherheit keine Wörter auf eine Goldwaage.

Jetzt. Also. Worte West. An einem Ort, der nicht nur aus einzelnen Örtern besteht, sondern vielmehr in seinem postindustriellen Charme als Gesamtes ein Kulturzentrum im wilden Frankfurter Westen abbildet: Der Milchsackfabrik. Die im Übrigen auch keine Milchsäcke produziert hat, sondern Farben. Und die Vielfalt der Farbpalette nehmen wir wort...wörtlich. Soviele Möglichkeitsräume das Milchsackgelände bereit hält, Theater, Club, Atelier, Studio,
Ausstellungsraum, soviele Möglichkeiten bietet Literatur, sich auszudrücken.

Im Rahmen des Worte West - Festivals laden wir vom 10. bis zum 14. Mai eine Reihe namhafter Autor:innen ein, in Lesungen, Vorträgen und Schreibworkshops ihr literarisches Werk vorzustellen und in einen multiperspektivischen Dialog mit allen Teilnehmer:innen zu treten.