Landungsbrücken Frankfurt

ZERBOMBT


Theater

TRIGGERWARNUNG: Diese Inszenierung behandelt Themen sexualisierter, physischer und psychischer Gewalt und Suizid. Dies kann von einigen Zuschauer*innen als beklemmend empfunden werden.

"Das hier ist keine Geschichte, die irgendwer hören will".

Ian ist der typische schmierige Boulevardjournalist mittleren Alters. War schon hier und da, hat schon alles irgendwie gesehen, kennt sich aus und weiß Bescheid und vor allem alles besser. Cate ist deutlich jünger, intellektuell eher nachrangig unterwegs, stottert und hat in unregelmäßigen Abständen Ohnmachtsanfälle. Beide hatten irgendwie früher mal was miteinander. Jetzt nicht mehr. Nun treffen sie in einem edlen Hotelzimmer aufeinander. Und reden aneinander vorbei. Sie fällt in Ohnmacht, er vergewaltigt sie. Der Soldat klopft zwar höflich an, fällt dann aber umso unhöflicher zuerst über das Frühstück, dann über Cates Unterhose und später über Ian her. Das Zimmer explodiert und ist plötzlich nur noch Teil eines ausgebombten Schlachtfeldes. Der Soldat und Ian tauschen Kriegsgeschichten aus. Splatter, Sex und Sperma. Danach vergewaltigt der Soldat Ian und küsst ihn sanft, bevor er ihm das Sturmgewehr ins Rektum schiebt, dessen Augen auslutscht und sich danach erschießt. Cate kommt mit einem Baby zurück, Ian versucht sich umzubringen, weil blind sein ist doof. Cate sucht draußen nach Essen, während Ian drinnen Hunger hat und das inzwischen tote Baby aufisst. Cate kommt mit einem Wurstsandwich zurück und füttert den sterbenden Ian. Im Regen. Danke. Sagt der.

ZERBOMBT ist ein „ekelhaftes Gelage des Schmutzes“. Sagt die Boulevardpresse. Und die muss es ja wissen. Mit Schmutz kennt man sich schließlich dort aus. Das Private ist politisch. Nicht ganz so politisch ist dagegen das politische. Der Krieg nebenan. Eine Randnotiz. Noch nicht mal Human Interest. Human Interest sind dagegen vor allem diese Gewaltfilme, die niemand gesehen hat, die aber unsere Jugend verderben. Merke: Nicht die Gesellschaft ist pervers, sondern die Kunst, die sie abbildet.

ZERBOMBT schlägt bei seiner Premiere 1995 ein wie eine Handgranate, die jemand einfach mal ins Theater wirft. In yer face. In die Fresse. Aber wie zur Hölle führt man sowas bitte auf? 25 Jahre später? Gewalt, Brutale Sexualität, Kannibalismus? Alles schon gesehen, alles schon gehört, alles schon erlebt, alles schon ignoriert, über alles schon die Nase gerümpft. Pornotrash oder Heile Welt? Nichts schockiert mehr. Alles nur noch einen Klick entfernt und in gemütlich eingerichteten individualisierten Selbstschutzräumen konsumierbar. Wie können wir also Zuschauer:innen noch ganz individuell und zielgerichtet genau dort abholen, wo sie gar nicht mehr zu stehen glauben?

ZERBOMBT braucht weder Holzhammer, noch Schrotflinte, um zu berühren. Wir werfen die Handgranate auf die Metaebene. Lachen, wenn's nicht zum Weinen reicht. In einem flackerndem Popkulturpotpourri lassen wir völlig unterschiedliche Ästhetiken, Bildformate, Bildschärfen, Erzählweisen, Sprechweisen, Spielweisen aufeinander und ineinander los. Und zerstören alle liebgewonnenen Erwartungen an einen ordentlichen und anständigen Theaterabend als ultimative Liebeserklärung ans Theater. Eskapismus als Tor zur Welt.

ZERBOMBT funktioniert nicht aus einer Lust am Effekt. In einer Meditation über die Zusammenhänge der Gewalt in der Welt da draußen und unserem Innenleben, bleibt der Focus bleibt doch immer auf dem für Sarah Kane typischen Kontrast zwischen roher Brutalität und kurzen Momenten sehnsuchtsvoller Zärtlichkeit.

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»Das Theater ist keine externe Kraft, die auf die Gesellschaft einwirkt, es ist ein Teil von ihr, eine Wiedergabe dessen, wie die Menschen innerhalb der Gesellschaft die Welt sehen. Splatterfilme schaffen keine gewalttätige Gesellschaft, sie sind ein Produkt dieser Gesellschaft. Filme, Bücher, Theater, sie alle stellen etwas dar, was es bereits gibt, wenn auch nur im Kopf eines einzelnen, und durch diese Darstellung können sie, was sie beschreiben, ändern oder verstärken.“

(Sarah Kane)

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PREMIERE: 

11. August 2021, 20:00 Uhr, Landungsbrücken Frankfurt

weitere Termine: 

12.08.//15.08//04.11.//06.11.//02.12.//03.02.2022, jeweils 20:00 Uhr, Landungsbrücken Frankfurt

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REGIE Linus Koenig & Felix Bieske
MIT Marlene Sophie Haagen, Julian Koenig, Christoph Maasch, Julius Ohlemann, Randi Rettel, Magdalena Wiedenhofer
DRAMATURGIE Lucia Primavera
MUSIK Thomas Buchenauer
LIVE MUSIK Thomas Buchenauer, Jens Eichler
BÜHNE & KOSTÜME Anna Hasche
TECHNIK & LICHT Linus Koenig
VIDEOTECHNIK Steffen Scheuerman
FOTOS Niko Neuwirth

Eine Produktion von Landungsbrücken Frankfurt im Rahmen von 20.21 KANE innen.

www.2021-innen.de

Gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien

AKTUELLES UPDATE NOVEMBER 2021:

Ab dem 22.11.2021 gilt an den Landungsbrücken das 2GPlus-Modell.

Das bedeutet:

1.) Mundnaseschutz: Im Einlassbereich Mund-Nasenmaske anziehen. In der Halle entfällt die Maskenpflicht. Wer mag, darf sie aber trotzdem aufbehalten.

2.) Registration zur Kontaktnachverfolgung: via Luca App oder manuell via Kontaktformular (ersteres geht aber deutlich schneller)

3.) Nachweise:

► Geimpft: „Durchgeimpft“ plus 15 Tage

+ negativer Schnelltestnachweis [nicht älter als 24 Stunden]

oder

► Genesen: offizielles Genesenendokument, nicht älter als sechs Monate

+ negativer Schnelltestnachweis [nicht älter als 24 Stunden]

Dazu bitte unbedingt ein Lichtbildausweis (Perso, Pass, Führerschein, Krankenkassenkarte etc.) zur Verifizierung der Nachweise.

Wir werden vor Ort zu einer geringen Selbstbeteiligung (5,- €) auch immer noch Schnelltests durchführen können. Das ist allerdings ein enormer finanzieller, personeller und logistischer Aufwand, deswegen bitten wir, das nur in Anspruch zu nehmen, wenn es gar nicht anders geht. Mitgebrachte Schnelltests zur Durchführung vor Ort werden nicht mehr akzeptiert werden können. Diejenigen, die einen Test benötigen, bitten wir, eine Stunde vor Veranstaltungsbeginn da zu sein. Testhefte aus der Schule gelten als offizielles Nachweisdokument [nicht älter als 24 Stunden].

Wichtig: Für Menschen, die sich aus medizinischen Gründen nicht impfen lassen KÖNNEN, finden wir eine unkomplizierte Lösung. Zumindest, solange es dafür rechtlich noch Spielräume gibt. Einfach im Voraus bei uns melden.

Testzentren in Eurer Nähe inklusive Öffnungszeiten findet Ihr hier:

https://www.corona-test-hessen.de/

(Tests sind seit 13.11. wieder einmal die Woche kostenlos.)

Wichtig II: Für geschlossene Veranstaltungen mit Schüler:innen und das Kinderstück Anti Zombie Maschine 2.0 am 20.12.2021 gilt das selbstverständlich nicht. Stand jetzt. Darüber informieren wir aber nochmal gesondert.
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Ansonsten gilt das, was in der Verordnung steht:

"Jede Person ist angehalten, sich so zu verhalten, dass sie sich und andere keinen vermeidbaren Infektionsgefahren aussetzt. Bei persönlichen Begegnungen, insbesondere mit Menschen, für die bei einer Infektion mit dem SARS-CoV-2-Virus ein erhöhtes Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf besteht, ist besondere Vorsicht walten zu lassen.“

Oder anders: Seid vernünftig, seid solidarisch und bleibt gesund.

Vielen Dank für die Unterstützung zur Eindämmung der Pandemie!