Es war im Mai 1999, als die Druckfarbenfabrik Dr. Carl Milchsack in der Gutleutstraße 294 den Betrieb einstellte und sich insolvent erklärte. Das ist also genau 20 Jahre her. Den damals 46jährigen Journalist und Milchsack-Enkel Peter P. Peters traf das Schicksal, sich als Geschäftsführer der Erbengemeinschaft um das kümmern zu müssen, was von der alten Farbenfabrik übrig war. Die alten Gebäude mußten nicht nur geräumt und gereinigt, sondern auch saniert, umgebaut und modernisiert werden.
Nach und nach und mit Hilfe von Bankkrediten wurde die ehemalige Farben-Fabrik in einen nutzbaren Zustand gebracht und möglichst sinnvoll unterteilt. So konnten sie vermietet werden, so daß den erheblichen Ausgaben zunehmend auch wieder Einnahmen gegenüberstanden. Dabei zeigte Peters, selber Autor und Kleinkünstler, so etwas wie ein Herz für Kulturschaffende und Kreative. Zu vergleichsweise niedrigen Mieten im einstelligen pro qm Bereich, ging er menschenfreundliche Mietverhältnisse, insgesamt um die dreißig an der Zahl, mit den unterschiedlichsten Interessenten ein. Sein Hauptentscheidungs-Kriterium, wem er etwas vermietete und wem nicht, war dabei ein gewisses gutes persönliches Gefühl namens Sympathie. Schon zwei Jahre zuvor, als die Druckfarbenfabrik noch existierte, hatte er bewußt einen Versuchsballon in Richtung Kulturfabrik gestartet, indem er eine frei gewordene Halle an junge Event-Unternehmer vermietete, die dort den Techno-Club „Space Place“ eröffneten.
Ab den 2000er Jahren stellten sich vorübergehend oder auf Dauer die unterschiedlichsten Nutzungen in den Werkhallen, Labors und Büros der untergegangenen Druckfarbenfabrik ein.:
Nun sind es schon zwanzig Jahre, in denen sich die Druckfarbenfabrik in einen Ort der Kreativität und eines schönen sozialen Friedens entwickeln konnte. Das hat sie zwar mit Nachdruck getan, aber keineswegs ohne schwere Rückschläge. Vermieter Peters hatte nicht nur mit Wasserrohrbrüchen und Sturmschäden zu kämpfen, sondern auch mir renitenten Mietern, Konflikten, die zu Polizeieinsätzen führten, mit Strom-Diebstahl und der unerwünschten und illegalen Besetzung von Räumen. Inzwischen haben sich die Verhältnisse gut zurecht geschaukelt, und es ist in der Gutleutstraße 294 eine kleine Oase der Kreativität, Menschenfreundlichkeit und Kultur entstanden, wie sie in Frankfurt kaum ihresgleichen hat. Zwanzig Jahre erreichen zwar noch nicht die Jubiläumszahl von 25, aber ein Grund zum Feiern sind sie allemal.
Das soll am 10.8. geschehen. Ab 15 Uhr wird auf dem Milchsack-Gelände unter anderem folgendes geboten: Offene Künstlerateliers (Künstlerhaus Gutleut) wie auch die erwähnte Bildhauerwerkstatt laden zum Besuch ein. Eigentümer Peter Peters führt im Rahmen der „Tage der Industriekultur“ über das Gelände, ergänzt durch eine Fotoausstellung zur Geschichte der Farbenfabrik Dr. C. Milchsack (ab 17:00 Uhr). Für Speis und Trank ist gesorgt. Ab 15 Uhr gibt es ein buntes Kinderprogramm mit Spiel-Liedern, Vorlese-Geschichten, einem Schaum-Gebirge, Jonglage-Workshop und ein bißchen Zauberei. Abends darf mit Live-Musik und Tanz in der Gutleutstraße 294 eine gute Zeit für gute Leute gefeiert werden.
Erneut nimmt die Druckfarbenfabrik Dr. C. Milchsack an den Tagen der Industriekultur teil, die 2019 unter dem Fokusthema „Baukultur“ stehen. Eigentümer Peter P. Peters lädt zu einem gemeinsamen Spaziergang über das Gelände ein und erläutert dessen Geschichte, vertieft durch eine Fotoausstellung mit historischen Aufnahmen.
Seit 1999 ist auf dem Gelände der Druckfarbenfabrik Dr. C. Milchsack in den ehem. Hallen, Büros und Labors eine Kulturfabrik mit vielfältiger Ausrichtung entstanden. Alle Besucher und Freunde aus diesen Jahren sind herzlich zum 20-jährigen Jubiläumsfest der Milchsack-Kulturfabrik eingeladen!